Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, denken sich viele Textschaffende und Sprachspieler, und kreieren neue Wörter, sogenannte Neologismen, Wörter, die entweder ganz neu gebildet wurden, wie zum Beispiel simsen, oder Wörter, die aus der Komposition von mehreren Substantiven, Adjektiven oder Adverbien entstanden. Bekannte Beispiele dieser Wortschöpfungen in der Werbung sind unkaputtbar, aprilfrisch, hauchzart. Einige Wörter wurden auch bewusst von Marketingabteilungen in die Welt gesetzt: So wurde Zahnpasta durch Zahncremes ersetzt. Das klingt gesünder.
Aber auch Journalisten lieben solche Wortgeschöpfe und erfinden Begriffe wie Gotteskrieger, Gutmensch oder Modezar. Viele Neologismen entspringen der Jugendsprache und schaffen es in den normalen Sprachgebrauch wie zum Beispiel der Warmduscher oder hammergeil, der allerdings nur noch von Berufsjugendlichen wie Dieter Bohlen benutzt wird. Selbst Politiker greifen zu der Sprachtrickkiste und machen aus einer Klimakatastrophe einen Klimawandel oder reden – je nach politischer Couleur – entweder von Herdprämie oder Betreuungsgeld.
Neologismen sind ein ausdrucksstarkes Werkzeug, anschaulich zu schreiben oder zu sprechen. Sie erzeugen oft starke Bilder, regen zum Denken an und überraschen.
Was hat das nun mit SEO zu tun?
Viel, wenn man über bestimmte Begriffe gefunden werden will. Denn so verlockend ein hauchzarter Brotaufstrich auch sein mag oder wie unkaputtbar die Flasche ist, danach suchen wird kaum einer. Neologismen funktionieren in Anzeigen oder Broschüren, auf Webseiten nicht. Auf suchmaschinenoptimierten Webseiten überhaupt nicht – sofern das neue Wort es nicht in den allgemeinen Sprachschatz geschafft hat. Denn natürlich kann eine Website auf Wörter wie Simsen oder Blog (ein Neologismus aus dem Neologismus Weblog) oder Piercing optimiert werden. Daher ist bei der Verwendung von Neuwörtern darauf zu achten, inwieweit das Wort in den allgemeinen Wortgebrauch aufgenommen, also „verdudenfiziert“ (gerade von mir entwickelter Neologismus) wurde.
Hier einige Hinweise für den Gebrauch von Neologismen:
- Verwenden Sie nur Adjektive, die weit verbreitet sind.
- Bei Farbadjektiven verwenden Sie die Grundfarben wie blau statt fliederblau.
- Verwenden Sie keine eigenen Wortschöpfungen, insbesondere bei Produktbeschreibungen.
- Überprüfen Sie Ihre vermeintlich etablierten Produktbezeichnungen auf Verbreitung (gerade Technik- und Marketingdienstleister treten in „Fachsprachenfalle“.)
- Prüfen Sie Neologismen auf ihrer Verbreitung.
- Prüfen Sie den Neologismus auf seine Aktualität. Begriffe, die aktuell sind, werden eher gesucht als alte Wortschöpfungen.
- Prüfen Sie, ob das Wort im Duden aufgenommen wurde.
- Prüfen Sie, ob für das englische/denglische Wort es eine deutsche Entsprechung gibt. Das hat den Vorteil, dass Sie nicht noch englischsprachige Websites als Konkurrenz haben.