Aus Schlüsselwort wird Schlüsselsatz

Wie man so aus den Nachrichten hört, hat Google mal wieder seine Suchformel poliert. Der neue Algorithmus soll helfen, komplexe Suchanfragen besser zu verarbeiten, erklärt der Suchmaschinen-Monopolist. Laut Google könne der neue Algorithmus die Verbindung zwischen einzelnen Worten in einer Suchanfrage besser analysieren. Zum Beispiel können nun ganze Sätze besser eingeordnet und ausgewertet werden.

Die Konsequenz sollte jeden Texter erfreuen. Die Zeit des Keyword-Stapelns ist endgültig vorbei. Organische Texte zählen. Das einzelne Keyword verliert an Bedeutung. Und somit das Versprechen einiger Suchmaschinen-Optimierer, man könne mit einen paar (gekauften) Links und ein wenig Schlagwort-Pimpen einen Platz auf der ersten Seite erobern.

Inwieweit und welche Sätze von Google verstanden werden, wird die Zukunft zeigen. Ich bleibe am Ball.

Grundlagen: Latent semantisch – Themenfelder besetzen

In der englischsprachigen SEO-Literatur taucht immer wieder der Begriff LSI-Keyword auf. Dieser Begriff hat nichts mit Drogen zu tun, sondern steht für Latent Semantic Indexing Keyword.
Was sind latent semantische Schlüsselwörter? Ganz einfach: Schlüsselwörter, die mit dem Hauptschlüsselwort themenverwandt sind. Dies können Synonyme sein, Begriffe aus dem gleichen Wortfeld oder Begriffe, die gerne zusammen genannt werden wie Köln Dom, München Oktoberfest oder Texter SEO.

Weiter: Wie erhält man solche themenverwandte Begriffe?

Gut Ranking braucht Verweile

Spätestens seit dem Panda Update bewertet Google auch die Verweildauer auf einer Website. Google misst also die Zeit, wie lange sich ein Besucher auf der Seite aufhält, bevor er sie wieder verlässt. Es wird hierzu die Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Zugriff auf die Website gemessen. Wenn ein Besucher fünf oder zehn Minuten auf einer Seite flaniert, dann denkt Google: Schau an, interessanter Inhalt. Wenn er nach zwei Sekunden flüchtet, meint auch Google: Was für eine Mistseite!
Die Gretchenfrage lautet daher: Wie halte ich Besucher auf einer Website? Einfache Antwort: Ich fessele sie.

Fesselungsmethode 1: Guter Text

Inhalt. Inhalt. Inhalt. Wer das findet, was er sucht, bleibt. So einfach ist das. Insbesondere dann, wenn der Inhalt gut aufgearbeitet und ordentlich getextet ist. So einfach ist das natürlich nur in der Theorie. In der Praxis gibt es verschiedene Hürden, die es zu überwinden gilt. Ein Stichwort heißt Skimmer, ein weiteres Scanner. Ich werden sie an anderer Stelle mal erläutern. Dennoch: Arbeit beziehungsweise Geld in guten Text zu investieren, lohnt sich. Ach was lohnt sich, ist unerlässlich.
Und: Der Text braucht eine gewisse Länge. Wenn Sie dem Nutzer in zwei Zeilen auf Ihrer Website den Sinn des Lebens zirkelfrei darlegen können, dann dienen Sie der Menschheit im Allgemeinen und dem Nutzer durch knackige Kürze im Besonderen – Google aber nicht (In diesem Falle würde ich aber Google hinten anstellen). Der Leser liest die beiden Zeilen, klickt die Seite weg und lebt glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende.
Was ich sagen will, um den Besucher auf einer Website zu halten, bedarf es eines vollgefüllten Futtertrogs. Oder: Wort ist Zeit.

Fesselungsmethode 2: Gute Angebote

Was sind die Websites mit längster Verweildauer? Ja, richtig, Shops. In gut konzipierten Webshops flanieren die Besucher wie in einem Einkaufszentrum an einem Samstagnachmittag. Man schaut hier und da und da und dort. Man lässt sich inspirieren, vergleicht, überlegt. Die Zeit spielt plötzlich keine Rolle mehr. So ein Nachmittag ist schnell vorbei.

Fesselungsmethode 3: Webvideos

Webvideos „rauben“ per se Zeit, da sie chronologisch betrachtet werden müssen. Im Gegensatz zum Text oder statischen Bildern kann der Nutzer sie nicht überfliegen. Die Zeitschiene des Videos gibt den Takt vor. Ein Video kann gut und gerne einige Minuten die Besucher auf der Website bannen.
Allerdings gilt für Videos das Gleiche wie für Text. Nur lustige, unterhaltsame, spannende Videos finden im Auge des Betrachters Gefallen. Aufgrund der Videoflut entscheiden die Nutzer mittlerweile in sekundenschnelle, ob sich das Anschauen lohnt. Eine langweilige Sequenz und der Bewegtbildfreund sagt adieu. Irgendwo die iPhone-Kamera draufhalten und von seinem Angebot fabulieren reicht nicht aus.

Think global, write local

Das letzte Google-Update heißt Venice und seine Auswirkungen sind seit Juni in Deutschland zu spüren. Eine wesentliche Neuerung: Die Ergebnisse werden noch lokaler. Google glaubt, dass die Menschen gerne nach Firmen aus ihrer Umgebung suchen. Das mag stimmen. Diese Neuerung bietet auf jeden Fall kleineren, lokalen Unternehmen die Chance, weit vorne im organischen Index zu landen. Und die Ergebnisse bei den von mir in letzter Zeit optimierten Seiten bestätigen dies. Optimierte man die Seiten auf eine Zweiwort-Suchanfrage aus Angebot + Ort, dringt man in die Phalanx der großen Websitebetreiber ein, sofern das Unternehmen tatsächlich vor Ort sitzt.
Weiter: So gehen Sie vor.

Richtige Schnipsel texten

Seit diesem Jahr übernimmt Google in manchen Fällen die Dokumententitel und die Meta-Descriptions, also die Metaangaben, nicht automatisch, sondern generiert sogenannte Snippets. Das sind Textschnipsel, die dann nach einer Suchanfrage in der Trefferliste, den SERPs, angezeigt werden. Google will so bessere Suchergebnisse erzielen, da der Textinhalt noch mehr Gewicht bekommt als die leicht zu beeinflussenden Meta-Daten. Der Gedanke dahinter: Einen guten Text zu schreiben, ist schwieriger als einen guten Dokumententitel oder eine gute Kurzbeschreibung.

Die Generierung der Snippets erfolgt nach einem bestimmten Muster, das für Texter und Online-Redakteure von Bedeutung ist:

  1. Google sucht sich die Informationen für seine Schnipsel in erster Linie aus den Anfangszeilen eines Textes. Das heißt, die ersten Sätze werden noch wichtiger. Der für die Suchmaschinen wichtigste Inhalt sollte in den ersten 200 Zeichen erwähnt werden. Dies gilt insbesondere bei kurzen Texten (siehe unten).
  2. Google kann komplizierte Sätze nicht entschlüsseln. Die Snippets werden aus einfachen Sätzen generiert. Schachtelsätze sollten daher vermieden werden.
  3. Bei längeren Texten unterteilt Google den Text in Bausteine. Gut gegliederte Themenblöcke machen daher auch aus Sicht der Suchmaschine Sinn.
  4. Einzelne Textpassagen respektive Textblöcke sollten als solche durch Zwischenüberschriften gekennzeichnet werden.
  5. Textpassagen können gezielt optimiert werden. Insbesondere sogenannte Longtail-Suchanfragen werden so bedient, das heißt, Suchanfragen die über mehrere Wörter gehen. Da diese immer mehr zunehmen, können gerade Nischenanbieter und Dienstleistungsunternehmen hier gezielt ihre Website auf eine vordere Position texten.

Unkaputtbar – oder was? Neologismen und SEO

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, denken sich viele Textschaffende und Sprachspieler, und kreieren neue Wörter, sogenannte Neologismen, Wörter, die entweder ganz neu gebildet wurden, wie zum Beispiel simsen, oder Wörter, die aus der Komposition von mehreren Substantiven, Adjektiven oder Adverbien entstanden. Bekannte Beispiele dieser Wortschöpfungen in der Werbung sind unkaputtbar, aprilfrisch, hauchzart. Einige Wörter wurden auch bewusst von Marketingabteilungen in die Welt gesetzt: So wurde Zahnpasta durch Zahncremes ersetzt. Das klingt gesünder.
Aber auch Journalisten lieben solche Wortgeschöpfe und erfinden Begriffe wie Gotteskrieger, Gutmensch oder Modezar. Viele Neologismen entspringen der Jugendsprache und schaffen es in den normalen Sprachgebrauch wie zum Beispiel der Warmduscher oder hammergeil, der allerdings nur noch von Berufsjugendlichen wie Dieter Bohlen benutzt wird. Selbst Politiker greifen zu der Sprachtrickkiste und machen aus einer Klimakatastrophe einen Klimawandel oder reden – je nach politischer Couleur – entweder von Herdprämie oder Betreuungsgeld.
Neologismen sind ein ausdrucksstarkes Werkzeug, anschaulich zu schreiben oder zu sprechen. Sie erzeugen oft starke Bilder, regen zum Denken an und überraschen. Was hat das nun mit SEO zu tun?? Mehr

Anker werfen

Ein Link ist ein Link ist ein Link ist ein Link. Nicht ganz. Die meisten Links verweisen auf andere Seiten. Aber es gibt auch Links, über die der Nutzer auf einen definierten Punkt innerhalb der gleichen Seite springt. Diese Links heißen – nein, nicht Springlinks – sondern Ankerlinks, weil der angesprungene Punkt mit einem Anker versehen wird. Ankerlinks sollten nur bei wirklich umfangreichen Texten angewendet werden, da sie im Normalfall den Leser verwirren. Aber sie können eine gute SEO-Waffe sein, denn eine Suchmaschine betrachtet einen Ankerlink als normalen Link. Wie man weiß, sind viele Links mit gleichen oder ähnlichen Begriffen auf einer Seite für Suchmaschinen gefundenes Fressen. Daher sollten Sie – wenn sich der Text dazu anbietet – Ankerlinks nutzen, um auf Ihre Keywords aufmerksam zu machen.

Die besten Ergebnisse erzielen Sie, wenn der Textaufbau so gewählt ist, dass die definierten Keywords exakt in der gleichen Reihenfolge stehen wie die vermeintliche Suchabfrage. Das heißt: Sie wollten die Seite auf die beiden Begriffe ‚Texter‘ ‚Köln‘ optimieren, dann könnte der Ankertext zum Beispiel so aussehen: „Lesenswerte Texte erhalten Sie nur von einem guten Texter. Köln hat einen.“
Häufig, wie in diesem Fall, ist es schwierig die Keywords genau in der exakten Reihenfolge unterzubringen, da Keywords meist Substantive sind. Das ist aber nicht schlimm, denn auch keywordsgefüllte Phrasen werden von Google mit Gunst überhäuft. So könnten Sie auch schreiben: „Wenn Sie einen guten Texter in Köln suchen, werden Sie hier fündig.“

Aber Vorsicht: Auch bei Linktexten gilt die Regel der goldenen Mitte. Wie jetzt eine amerikanische Untersuchung zeigte, werden Seiten mit zu vielen Links, die die gleichen Keywords aufweisen, von Google geächtet. Hier vermutet der Suchmaschinengigant – zu recht – Manipulation. Wie schon früher gesagt, auf allzu billige Tricks steht die Suchmaschine nicht. Links mit exakten Treffen oder Phrasen sollten einen Anteil von 35 % aller Links nicht übertreffen. Das ist aber schon recht viel.

Ach so, natürlich muss ich noch aufklären, wo Sie den guten Texter finden.
Den finden Sie hinter diesem ’normalen‘ Link.

Tipp: SEO mit Google +

Dass Google seine eigenen Produkte mag, ist kaum überraschend und bekannt. Ein Herr Rösler wählt schließlich auch die FDP; sagt er zumindestens. Und so beobachtet Google seine Social-Media-Plattform Google + mit Adleraugen und stürzt sich auf alle dort versammelten Informationen wie der Steinadler auf den Schneehasen. Das kann man sich zunutze machen.

Betrachten Sie Ihr Google + Profil als eigene Website und optimieren Sie sie aus Sicht der Suchmaschine. Wichtig ist unter anderem das Intro (in Ihrem Profil unter Info): Die ersten 55 Zeichen werden von Google als Meta Despription betrachtet und erscheinen bei der Suche nach Ihnen oder Ihrem Unternehmen in der Trefferliste.
Ebenfalls wichtig sind die jeweils drei ersten Links in den Bereichen Weitere Profile und Empfohlene Links; auch diese werden häufig in der Suche angezeigt.

Ein einfacher Text

„Es war ein ganz einfaches Motiv, das er sich vorführte, ein Nichts, das Bruchstück einer nicht vorhandenen Melodie, eine Figur von anderthalb Takten, und als er sie zum ersten Mal mit einer Kraft, die man ihm nicht zugetraut hätte, in tiefer Lage als einzelne Stimme ertönen ließ, wie als sollte sie von Posaunen einstimmig und befehlshaberisch als Urstoff und Ausgang alles Kommenden verkündet werden, war gar nicht abzusehen, was eigentlich gemeint sei.“

Diesen schönen Satz, ja, es ist nur ein Satz, verfasste Thomas Mann. Er stammt aus den Buddenbrooks. Wer professionell Webseiten betextet, sollte allerdings solch schöne Sätze vermeiden. Sie sind zu lang. Viel zu lang.
Da Webseiten-Texte zumeist vom Auge nur gescannt und nicht Zeile für Zeile gelesen werden, empfiehlt es sich, nicht mehr als einen Gedanken in den Satz zu packen und auf Schachtelsätze zu verzichten. Bandwurmsätze, die sich über mehrere Zeilen winden, werden nicht verstanden (traurig, aber wahr). Der Leser (besser der Überfliegende) klickt weiter. Oder um es mit Thomas Mann zu sagen: „(Es) war gar nicht abzusehen, was eigentlich gemeint sei.“
Für die Praxis heißt das:

  • Bilden Sie kurze Sätze – zehn bis 20 Wörter sind ideal.
  • Verzichten Sie auf Nebensätze.
  • Packen Sie einen Gedanken in einen Satz.

Wer seine Texte auf Lesbarkeit überprüfen möchte, dem helfen Tools. Zum Beispiel: www.leichtlesbar.de.
Sie müssen einfach nur den Text in das entsprechende Feld kopieren und das Tool errechnet Satzlänge und Silbenzahl. So bewertet es den Schwierigkeitsgrad mit einem Wert zwischen 1 (sehr schwierig) und 100 (ganz leicht). Für einen Webseiten-Text liegt ein guter Wert – je nach Thema – zwischen 50 und 80. Ob der Inhalt des Textes lesenswert ist, dafür sind immer noch Sie verantwortlich. Tools, die alle sinnlosen Texte automatisch löschen, gibt es leider noch nicht.
Der Text von Thomas Mann hat übrigens einen Wert von 4. Als Websiten-Texter wäre der Literaturnobelpreisträger eine Katastrophe gewesen – aber zum Glück besteht die Schriftwelt nicht nur aus Webseiten-Texten.